Fremdwörter im Text – Teil 2
Sie sind in aller Munde und aus Texten nicht mehr wegzudenken: Fremdwörter. Doch woher kommen sie und wie sollten sie eingesetzt werden? In dieser zweiteiligen Folge erklären wir es.
Viele von ihnen gebrauchen wir jeden Tag, ohne dass wir hinterfragen, woher sie kommen. Andere dagegen scheinen so exotisch, dass sie uns nur schwer über die Lippen gehen. Dennoch haben auch sie ihren Platz in der deutschen Sprache. Die Rede ist von Fremdwörtern. Im ersten Teil dieses zweiteiligen Blogartikels haben wir die Herkunft mancher deutscher Wörter aufgedeckt. Im zweiten Teil geht es nun um die Frage, wieso wir Fremdwörter verwenden, und dass man gut und gerne auch auf sie verzichten kann.
Dass Sprachen einen gegenseitigen Einfluss aufeinander haben, hat vor allem mit den Völkerwanderungen und der zunehmenden Globalisierung zu tun. Gehen Menschen auf Reisen, Wanderungen, siedeln sie sich fernab ihrer Heimat neu an oder verflechten sich Bereiche auf internationaler Ebene (Wirtschaft, Politik, Kommunikation, Kultur u. a.), schlagen auch Sprachen neue Wege ein.
Was vor Jahrtausenden begann, setzt sich heute immer noch fort. Und so gelangen Wörter verschiedenster Themengebiete über Umwege, aber auch direkt, in eine andere Sprache. Obwohl die deutsche Sprache für fast jeden Sachverhalt einen eigenen Begriff hat, kommen zu unseren muttersprachlichen Wörtern fremdsprachliche hinzu: aus dem Englischen, Spanischen, Italienischen, Russischen, Japanischen, Niederländischen, Französischen, Arabischen, Türkischen etc. So kann man statt «Hallo» auch «Hi» oder «Hey» sagen, statt nur in eine «Kneipe» sehr wohl auch in eine «Bar» oder in ein «Lokal» gehen.
Wir wollten wissen: Warum verwenden wir Fremdwörter?
Die Gründe sind so unterschiedlich wie zahlreich:
- «das Fremdwort klingt einfach besser»
- «es ist ein Zeichen von Bildung»
- «mit ihm kann man sich international verständigen»
- «es ermöglicht einen Zugang zu fremden Kulturen»
- «es erweitert unseren Wortschatz»
- «mit ihm gehören wir einer bestimmten sozialen Gruppe an»
- «es erleichtert in Fachtexten das Verständnis»
- ...
Und: Wie sieht es mit Ihrem Repertoire an Fremdwörtern aus? Haben Sie sich darüber schon einmal Gedanken gemacht?
Gibt’s das auch auf Deutsch?
Wenn es darum geht, für ein Fremdwort ein einfacheres Wort, eine leicht verständliche Beschreibung zu finden, kommen die Synonyme ins Spiel. Synonyme sind bedeutungsgleiche oder -ähnliche Wörter oder Wortgruppen. Unsere Übersicht zeigt, wie vielseitig die deutsche Sprache ist. Und ja: Einige Synonyme können Lehnwörter sein. Mehr dazu im ersten Teil dieser Folge.
Fremdwort – Synonym
relaxen | sich entspannen, sich erholen, sich ausruhen, nichts tun, ausspannen, abschalten, ruhen, verschnaufen, pausieren ... |
Chef/Chefin | Leiter/in, Führer/in, Anführer/in, Arbeitgeber/in, Geschäftsführer/in, Vorgesetzter/e ... |
Ressourcen | Rohstoffe, Vorräte, Reserven, Materialien, Kapazitäten, Bestand, Inventar |
Fremdwörter entschlüsseln – Hätten Sie’s gewusst?
Klar, hier und da ein Fremdwort zu verwenden, ist eine gute Sache. Doch was passiert, wenn sie inflationär gebraucht werden?
Ballistische Experimente mit kristallinem H2O auf dem Areal pädagogischer Institution unterliegen strengster Prohibition! | Bedeutung: Schneeballwerfen auf dem Schulhof ist verboten! |
Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur spirituellen Kapazität des Produzenten. | Bedeutung: Die dümmsten Bauern haben die grössten Kartoffeln. |
Was spricht für Fremdwörter?
- Mit ihnen lassen sich Sachverhalte mit nur einem Wort oder einer kurzen Wortgruppe beschreiben. Dadurch können lange Sätze gekürzt werden.
- Fremdwörter wecken die Neugier und regen dazu an, mehr erfahren zu wollen, seinen Horizont zu erweitern.
- Sie bringen Abwechslung in den Text.
- Sie sind hilfreich, wenn man unerwünschte Assoziationen oder Mehrdeutigkeit vermeiden möchte.
Was spricht gegen Fremdwörter?
- Fachtermini werden nur von einem bestimmten Leserkreis verstanden. Je spezieller sie sind, desto schwerer ist der Textinhalt zu verstehen. Ausserdem ist unter Umständen eine Begriffserklärung notwendig.
- Es besteht die Gefahr, sie falsch zu verwenden, gleich klingende Fremdwörter zu vertauschen: Restaurator/Restaurateur, Katheder/Katheter
- Bei falscher Verwendung oder im salopp-umgangssprachlichen Gebrauch kann ein Bedeutungswandel entstehen (formidabel: von «furchtbar», «entsetzlich» zu «grossartig» / rasant: von «flach», «gestreckt» zu «sehr schnell»)
- Fremdwörter sind oft überflüssig, da sie häufig durch deutsche Begriffe ersetzt werden können. Fremdwörter zu verwenden, ist zumeist nur Angeberei.
In meiner psychologischen Konstitution manifestiert sich eine absolute Dominanz positiver Effekte für eine labile existierende Individualität deiner Person. | Bedeutung: Ich liebe dich! |
Ein der optischen Wahrnehmung unfähiges, gefiedertes aber des Fliegens nicht mächtiges Haustier gelangt in den Besitz nicht näher definierter Sämereien. | Bedeutung: Ein blindes Huhn findet auch einmal ein Korn. |
Muss es immer ein Fremdwort sein?
Ob Sie in Ihren Texten Fremdwörter verwenden, hängt von vielen Faktoren ab, so z. B. von Ihrem Schreib- und Sprachstil, von Ihrer Zielgruppe, von Ihrem Textauftrag bzw. Kundenanforderungen, von Ihrem Anspruch an den Text und dessen Inhalt. Die Entscheidung für oder gegen ein Fremdwort liegt ganz bei Ihnen. Wir möchten Sie jedoch dafür sensibilisieren, einmal über die Notwendigkeit von Fremdwörtern nachzudenken.
Fazit zur Verwendung von Fremdwörtern
- Termini in Fachtexten sind okay, ausserhalb der Expertenlektüre sollten Sie Fachbegriffe in einfachen Worten erklären.
- Müssen Sie zwingend Fachbegriffe verwenden, recherchieren Sie deren Bedeutung, dann fällt es auch leichter, die passenden Adjektive, Verben, etc. zu finden.
- Fragen Sie sich, ob ein schwieriger Begriff durch einen allgemein verständlichen ersetzt werden kann. Suchen Sie Synonyme!
- Bleiben Sie Ihrer Sprache treu. Wenn Sie eher selten zum Fremdwörterbuch greifen, tun Sie es weiterhin. Suchen Sie nicht krampfhaft nach Fremdwörtern, deren Bedeutung Sie womöglich nicht kennen. Ihr Text könnte sonst schnell an Überzeugung verlieren.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit der deutschen Sprache und ihren Besonderheiten!
P.S.: Haben Sie beim Lesen dieses Blogartikels unsere Fremdwörter entdeckt?
Autorin: Juliane Franke