Kommas setzen. Aber richtig!
Gibt es Regeln oder macht man’s nach Gefühl? Sie können aufatmen, denn das Rätselraten hat ein Ende. Wir verraten Ihnen die 5 wichtigsten Regeln, damit Sie nie wieder ins Wanken geraten.
Nicht jeder muss ein Profi beim Kommasetzen sein. Doch wenn Sie bei Ihren eigenen Texten immer wieder grübeln, an welche Stelle das Komma gehört, dann können wir Mut machen. Der unüberwindbar scheinende Wissensberg ist in Wirklichkeit nur ein Hügelchen. Und mit diesen 5 Richtlinien im Kopf können auch Sie den Gipfel erreichen. So verlieren Sie keine Zeit mehr und Ihre Texte werden ein Stück professioneller.
Tipp: Prägen Sie sich diesen kleinen Leitfaden ein oder drucken Sie ihn aus und legen Sie ihn neben Ihre Tastatur. Immer im Sichtfeld, immer griffbereit, sind Sie so bei jedem neuen Text auf der sicheren Seite.
1. REGEL: KOMMA ZWISCHEN 2 SÄTZEN
Machen Sie sich klar, wo die konjugierten Verben stehen.
«Als er spät am Abend nach Hause lief, dachte Hannes über seine Arbeit nach.»
Beide Verben stehen nicht im Infinitiv («laufen» und «denken»), sondern haben ein zugeteiltes Subjekt: «Er» und «Hannes». Ein vollständiger Satz hat in der Regel nur ein konjugiertes Verb: «Er lief nach Hause.» Kommen zwei Verben vor, müssen sie durch ein Komma voneinander getrennt werden. Einen vollständigen Satz erkennt man daran, dass er auch alleine stehen kann:
«Er lief.»
«Hannes dachte.»
Das Komma steht auch, wenn einer der beiden Sätze ein Nebensatz ist.
«Ich sehe, dass es dir gut geht.»
«Ich sehe.»
«Es geht dir gut.»
Hier kann beiden Verben ein Subjekt zugeteilt werden: «Ich» und «Es». Ein Komma ist deshalb Pflicht. Übrigens: Auch wenn der Nebensatz vor dem Hauptsatz kommt, ändert sich nichts an dieser Regel:
«Dass es dir gut geht, sehe ich.»
2. REGEL: KOMMA BEIM ERWEITERTEN INFINITIV
Der erweiterte Infinitiv kann nicht bestehen, ohne sich an einen anderen Satz anzulehnen. Ein ganz schön anhängliches Kerlchen also.
«Es ist toll, dich zu sehen.»
In oben stehendem Beispiel finden wir nur im ersten Teilhauptsatz ein konjugiertes Verb, nämlich «ist». Im zweiten Teil steht der Infinitiv, also «zu sehen». Da dem Hauptsatz diese Verbindung ein wenig zu eng ist, besteht er auf ein Komma. Vergleichen wir das Komma vielleicht mit einem Ehevertrag, der die beiden ein wenig auf Abstand hält. Noch einfacher ist ein solcher Infinitiv in Sätzen zu erkennen, die mit «um» eingeleitet werden:
«Ich gehe ins Fitnessstudio, um sportlicher zu werden.»
Bei beiden Beispielen kann die Reihenfolge auch geändert werden. Das Komma bleibt trotzdem bestehen:
«Dich zu sehen, ist schön.»
«Um sportlicher zu werden, gehe ich ins Fitnessstudio.»
3. REGEL: KOMMA BEI AUFZÄHLUNGEN
Diese Kommaregel bereitet den wenigsten Probleme. Der Vollständigkeit halber führen wir sie aber dennoch auf:
«Sonnenblumen, Gladiolen, Rosen und Maiglöckchen mag sie am liebsten.»
Damit der Leser weiss, was zusammengehört, werden Aufzählungen durch Kommas getrennt.
4. REGEL: KOMMA BEI GEGENSÄTZEN
Ups. Das ist jetzt gemein. Folgender Satz hat nur EIN konjugiertes Verb und trotzdem wird ein Komma gesetzt:
«Luisa mag nicht ihn, sondern dich.»
Keine Panik. Auch diese Regel ist überschaubar. Wenn Sie einen Gegensatz ausdrücken möchten und dieser etwa mit «sondern», «aber», «jedoch» oder «allerdings» eingeleitet wird, muss ein Komma gesetzt werden, selbst wenn danach kein Verb mehr auftaucht. Kleine Merkhilfe: Zwei Dinge passen so gar nicht zusammen, weil sie zu gegensätzlich sind. Trennen Sie sie durch ein Komma und alle sind glücklich.
5. REGEL: KOMMA BEI EINEM EINSCHUB
In einem Text gibt es noch ein wenig Erklärungsbedarf bzw. soll eine Sache genauer beschrieben werden. Um es dem Leser leichter zu machen, wird die Zusatzinformation mit Kommas abgetrennt:
«Herr Dr. Ludwig, angestellt an der Fachhochschule in Konstanz, ist der beste Dozent.»
«Ich fahre nur einmal pro Woche mit dem Zug, und zwar montags.»
Mit diesen 5 Regeln können Sie die meisten Sätze, die Sie tagtäglich brauchen, bereits abdecken. Haben Sie diese Tipps einmal verinnerlicht, wird es wie beim Autofahren sein: Sie konzentrieren sich auf den Weg und darauf, wohin Sie möchten, während das Schalten, Bremsen und Anfahren, also das Kommasetzen, wie von selbst passiert.
Ach ja: Immer wieder werden wir gefragt, ob es nun «Kommas» oder «Kommata» heisst. Die Antwort ist simpel. Beide Plurale sind richtig.
Und nun wünschen wir Ihnen viel Erfolg, wenn Sie das nächste Mal einen Text verfassen und die Kommafrage auftaucht.
Autorin: Ramona Grutschnig