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Leser richtig ansprechen

Sie möchten einen Text verfassen, doch fragen sich, ob dieser auch gelesen wird? Damit Ihnen das Schreiben locker von der Hand geht, zeigen wir Ihnen, wie Sie Leser für sich gewinnen.


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Der Ton macht die Musik. Das ist auch beim Texten so. Und dabei geht es nicht nur darum, stilistisch zu glänzen, besonders tolle Worte einzusetzen. Vielmehr müssen Sie sich mit dem Drumherum beschäftigen.

Stellen Sie sich folgende 3 Fragen!

1. WELCHEN ZWECK VERFOLGT IHR TEXT?

Machen Sie sich vor dem Schreiben klar, was Sie mit Ihrem Text bezwecken wollen! Haben Sie ein Produkt, das einen starken Verkaufstext braucht? Soll Ihr Text informieren, Wissen transportieren oder unterhalten? Egal, welches Ziel Sie verfolgen, eines steht fest: Der Zweck eines Textes bestimmt seinen Tonfall. Er entscheidet mit darüber, welche Worte gewählt werden sollten. In der Werbung darf ein bisschen blumiger geschrieben, Wissen und Informationen sollten dagegen sachlich dargestellt, Unterhaltendes eher locker und humorvoll formuliert werden. Wichtig ist: Der Ton des Textes muss zum Inhalt passen. Denn niemand möchte eine Hochzeitseinladung in den Händen halten, die sich wie eine Doktorarbeit der Philosophie liest. Und genauso wenig dürfte es dem Doktorvater gefallen, sich beim Korrigieren einer Arbeit durch eine ausschweifende Erlebniserzählung zu schlängeln.

Merke: Der Zweck des Textes gibt den Takt vor!

2. WELCHE ZIELGRUPPE SOLL IHREN TEXT LESEN?

Ebenso entscheidend wie der Zweck des Textes ist seine Zielgruppe, die Sie erreichen wollen. Vergegenwärtigen Sie sich vorab, für wen Sie schreiben und überprüfen Sie dies immer wieder, während Ihr Text entsteht. Möchten Sie ein junges Klientel ansprechen oder eher Best-Ager? Handelt es sich bei Ihren Lesern vermehrt um Frauen oder Männer? Wie steht es um die Lebenswelt und das Bildungsniveau Ihrer Adressaten? Welches sprachliche Niveau ist angemessen?

Manchmal richten wir uns an eine Person, meistens aber möchten wir mehrere erreichen. Investieren Sie ein paar Minuten und grenzen Sie Ihr Lesepublikum ein! Unser Tipp: Reduzieren Sie Ihre Zielgruppe imaginär auf eine Person, die dem Durchschnitt der Gruppe entspricht. Schrecken Sie nicht davor zurück, ihr einen Namen zu geben und in Gedanken mit ihr zu sprechen. Wie wäre es mit Stefan Müller? Überlegen Sie auch, was für diese Person wichtig ist und was sie ausmacht. Stefan Müller, 35 Jahre, Bankangestellter, Hobbysurfer, interessiert an Wassersport und deshalb der ideale Leser für Ihren Text über Tauchferien auf den Malediven. Sie sehen, mit einem konkreten Gesicht vor Augen fällt das zielgruppenspezifische Schreiben gleich viel leichter.

Merke: Zielgruppe(n) eingrenzen und für ihre(n) Stellvertreter schreiben!

3. WELCHE SPRACHSCHUBLADE IST DIE RICHTIGE?

Der Zweck Ihres Textes und die Zielgruppe stehen fest. Eine Text-Tonalität hat sich herausgebildet. Nun fehlt noch eines: Ziehen Sie für sich die passende Sprachschublade aus der Wortschatzkommode! Wie sieht Ihre Schublade aus? Sie kann die sachliche, die jugendsprachliche, die trockene, die wissenschaftliche, die technisch anleitende, die humorvolle oder eine ganz andere Schublade sein. Entscheiden Sie sich, denn jeder Text hat seine eigene. In dieser finden sich der passende Wortschatz für den Text, treffende Redewendungen sowie Vergleiche und auch eine Antwort auf die Frage, ob Ihr Leser mit «Du» oder «Sie» angesprochen werden soll.

Merke: Die richtige Sprachschublade wählen und den dazugehörigen Ton treffen!

FAZIT

Machen Sie sich den Zweck Ihres Textes bewusst, bestimmen Sie Ihre Zielgruppe(n) und rütteln Sie an der richtigen Sprachschublade! Überprüfen Sie dies immer wieder, dann trifft Ihr Text den richtigen Ton und bleibt im Ohr – beziehungsweise im Gedächtnis.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

 

Autor: Franz Neugebauer


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